Kipp doch einen, Wladimir!
Die russischen Atom-U-Boote, die mit nuklearen Sprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen an Bord tragen, stellen seit eh und je eine Gefahr für die eigene Besatzung dar (man wird sie doch wohl nicht zweckgebunden einsetzen wollen – ringsum gibt’s doch nur noch Freunde, mit Ausnahme einiger weniger, die Minderwertigkeitskomplexe haben). Nachdem ein weiteres russisches U-Boot abgesoffen ist, ruft der niedergeschlagene Präsident Putin den Ex-Präsidenten an.
»Boris Nikolajewitsch, noch ein U-Boot ist abgesoffen, du hast doch so reiche Erfahrungen, auch was U-Boote betrifft – was soll ich tun?« – »Kipp doch einen, Wladimir!«, sagte ihm Jelzin (wozu hätte er ihm sonst noch raten können?).
»Wird es dann wieder auftauchen?«
»Glaube ich nicht, aber dir wird’s besser gehen, das sage ich dir aufgrund meiner eigenen Erfahrung, auch was abgesoffene U-Boote betrifft. Es wäre nicht schlecht, wenn du dir mal beibringen ließest, wie man ein Orchester dirigiert. Das beruhigt unheimlich die Nerven. Die ersten Unterrichtsstunden würde ich dir kostenlos geben. Fahr mal am besten nach Deutschland, ich habe gehört, dass du deutsch plappern kannst und die Deutschen dich sogar verstehen. Unsere Musiker sind zum Unterschied von den deutschen äußerst undiszipliniert; mir ist nicht entgangen, dass sie oft spielen, ohne den Dirigenten auch nur eines Blickes zu würdigen, sogar einen solch großen Dirigenten wie mich (Körpergröße 188 cm, Gewicht 120 kg), sie tun so, als ob niemand den Taktstock vor ihrer Nase schwingen würde. Mit der Zeit ist es mir allerdings gelungen, für Ordnung zu sorgen, und zwar ohne viel zu brabbeln, um die Musik nicht zu übertönen; dabei habe ich gemerkt: Haust du mit dem Taktstock dem Musiker auf die Nase, fängt er an, ihn aufmerksam zu verfolgen, besonders die erste Geige, die ganz nah am Dirigenten sitzt, besonders wenn es um so einen großen Dirigenten wie mich geht (Körpergröße 192 cm, Gewicht 110 kg). Aber fahr trotzdem lieber nach Deutschland: Noch heute muss ich immer wieder daran denken, wie aufmerksam diese disziplinierten deutschen Musiker (die wohl diszipliniertesten Musiker in der ganzen Welt!) mich angestarrt haben – ich fühlte mich damals wie Herbert von Karajan. Apropos, weißt du vielleicht, woher er diesen armenischen Namen hat?«
Wladimir Putin ist trinkfest. Doch auch Boris Jelzin konnte irgendwann mit Leichtigkeit auf einen Panzer klettern; er stand ganz sicher auf den Beinen, ohne zu schwanken, es machte ihm sichtbar Spaß, und ebenso leicht und geschmeidig konnte er wieder herunterklettern, obgleich er das nur ungern tat: Seine Mitstreiter mussten ihn ziemlich lange dazu überreden (»Boris Nikolajewitsch, runter vom Panzer! Wir haben schon längst gesiegt! Die Panzerfahrer haben seit drei Tagen nichts mehr gegessen…«).
Schwer ist die Mütze des Monomachs*
* Die Mütze des Monomachs = goldene, mit Edelsteinen besetzte Kopfbedeckung, die zu den Attributen russischer Zaren gehörte und die oberste Macht in Russland symbolisierte.