Großes Ehrenwort*
Haben Sie je einen Verrückten gesehen,
dessen Wahnsinn ihm nicht zugute käme?
Marina Kagan
Hätten Sie’s gewusst, dass Boris Nikolajewitsch Jelzin 1993 tatsächlich, wie angekündigt, versucht hat, sich vor den Zug zu werfen? Allerdings hatten die vorgewarnten Eisenbahnbosse bereits 24 Stunden vor dem fraglichen Zeitpunkt den gesamten Zugverkehr auf der geplanten Strecke eingestellt. Boris Nikolajewitsch legte sich für ein halbes Stündchen auf ’s Gleis nieder, genauer, auf ’s Federbett, das die Wache vorsorglich auf dem Gleis ausgebreitet hatte, und blätterte vor lauter Langeweile in der brandneuen Ausgabe des »Playboy«, bevor er in Halbschlummer versank (gut, dass der schleunigst aufgebaute Sonnenschutz die sengenden Strahlen von ihm fernhielt).
Anderthalb Stunden später erwachte er und labte sich am provisorisch eingerichteten Büfett an kühlem bayrischen Dosenbier und Krabben; doch zum Verdruss der 15 Kellner verzichtete er auf weitere Speisen; danach stieg Boris Nikolajewitsch in dem Bewusstsein, seine Pflicht erfüllt zu haben, in die bereits auf ihn wartende Limousine und rauschte reinen Gewissens zur Datscha ab. Vor ihm lag ein wohlverdienter arbeitsfreier Tag.
Es existiert allerdings noch eine andere Version, die leider nie eine Bestätigung gefunden hat: Angeblich sei das Gleis direkt in seinem Arbeitszimmer oder gar in dem Wellnessraum neben seinem Büro installiert worden, wo er sich letztlich auch niederlegte, aber gar nicht auf ein Federbett (wie gern dichtet man unseren Präsidenten doch immer wieder etwas an), sondern auf eine Luftmatratze! Dabei wurde diese Matratze von dem Berater des Präsidenten für nationale Sicherheit, Herrn Baturin, aufgeblasen, der übrigens nicht nur drei Hochschulabschlüsse besitzt, sondern auch, sehr wichtig, erfolgreich den Test zum Aufblasen von Präsidentenmatratzen bestanden hat. Zum Schluss der Geschichte möchte ich mit berechtigtem Stolz darauf hinweisen, dass die russische Schmalspureisenbahn die breiteste auf der ganzen Welt ist!
* Eine Geschichte, in der es um ein von Jelzin in aller Öffentlichkeit gegebenes Versprechen geht: Er würde sich »vor den Zug werfen«, sollten innerhalb von 6 Monaten keine signifikanten Wirtschaftserfolge eintreten (gut, dass es keine 9 Monate waren).